© Olga Flor
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Olga Flor: Lesen Sie?

in Writers' Blog

So richtig von Papier und aus Büchern? Ein Fehler.

So kommt man nie auf einen grünen Zweig, nicht mit der harten Arbeit rühriger Synapsen, braucht nämlich keiner, diese Dienstleistung, der Markt ist ein empfindsames Wesen, das reagiert flatterhaft und fluchtbereit, jeder Zeit ihr Sensibelchen. Da gibt es eine Horde bebrillter älterer Herren, die verbrennen rituell die Business-Teile großformatiger Seriositätsblätter, wer braucht denn auch die Börsenkurse vom Vorabend, die sind ja schon in dem Moment veraltet, in dem sie in den Printfile eingefügt werden. Die dienen einzig dem Zweck, von den Experten professionell verheizt zu werden, aus dem Funkenflug lesen wir dann die Zukunft, bitte sehr, und da kann keiner kommen und sagen, wir hätten die Finanzwirtschaftskrise nicht vorhergesehen, die Formulierungen der höheren Börsenexegese sind klug gewählt, die kann man retroaktiv situationselastisch interpretieren, uns kann da keiner was.

Flor_Portraet2Olga Flor, Schriftstellerin, geb. 1968 in Wien, lebt in Graz und Wien. Sie studierte Physik und arbeitete im Multimedia-Bereich. Jüngste Romane: „Die Königin ist tot“ (Zsolnay, 2012), „Ich in Gelb“ (Jung und Jung 2015).

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