Das Prinzip, dass es zu allem was existiert auch Pornografie gibt, habe ich bereits angesprochen (Rule 34). Dabei entwickeln sich natürlich auch Subgenres. Hentai zum Beispiel ist mittlerweile ein weit verbreiteter Begriff, der nicht nur asiatische Anime-Pornografie, sondern bereits Trickfilmpornografie allgemein bezeichnet. Ob es sich nun um Hello Kitty, My little Pony, Pokemon, the Transformers oder Heidi handelt. Zu all diesen Dingen gibt es Pornografie. Eine Unterkategorie ist jedoch besonders selten: Der abendfüllende Trickfilmparodieporno. Dabei handelt es sich nicht wie bei Hentai um animierte Filme, sondern um ursprünglich animierte Vorlagen, die dann mit mehr oder minder schauspielerisch begabten Darstellern zu Pornos umgearbeitet werden.
Wer sich seine Kindheitserinnerungen nicht in grellem industrieüblichem Scheinwerferlicht vorstellen will, sollte jetzt wohl aufhören zu lesen. Diese Filme benötigen erstens Handlung, denn sie müssen eineinhalb Stunden füllen, zweitens Witz haben, der jeweils von unterschiedlicher Färbung ist, drittens explizite pornografische Szenen und als solche gelten Szenen in denen ein erigierter Penis zu sehen ist. Nun…
Wer erinnert sich nicht an die Schlümpfe? In This ain’t the smurfs wird der Stoff aus dem die feuchten Träume sind in blau gewoben. Die Handlung kommt uns sogar bekannt vor: Gargamel kreiert eine neue Schlumpfine und die hat ordentlich Bedürfnisse. Papa Schlumpf hat zugegebenermaßen etwas Gruseliges, aber ansonsten hat das Filmchen alles, was das Genre verlangt. Manchmal ist er vielleicht auch unfreiwillig komisch. Aber der eigenen Kindheit das anzutun sollte man ohnehin Humor haben, der vorgedehnt ist, wie Schlumpfines Körperöffnungen. Allein Asrael vermisst man: Teilnahmslose Katzen findet man nur in Amateurpornos.
Wenn man als Kind mit den Schlümpfen durch ist, geht man vielleicht über zu Scooby Doo. Folgen wir also dieser Chronologie: Hier gibt es richtig viel Handlung, die Gruppe muss sogar den verloren gegangenen Scooby Doo wiederfinden und das ist auch gut so. Er ist (zum Glück!) den Großteil des Filmes abwesend. Abgesehen davon: Daphne oder Velma? Fred oder Shaggy? Wir haben doch alle schon vor Jahren entschieden.
Der nächste Film dürfte niemanden überraschen: Die Simpsons. Komplett gelb bemalte Darsteller und tatsächlich gar nicht allzu schlechte, die sich bemühen, nicht aus den Charakteren auszubrechen. Die Rule 34 soll angeblich auch auf ein erotisches Bild von Marge Simpson zurückgehen. Das übliche Personal ist vertreten: diddly-doodly, Mr. Flandlers und sein Schnauzbart sind auch dabei.
Einer der Höhepunkte dieser speziellen Kategorie ist nun Family Guy und es ist doch erfreulich, dass diesmal niemand angemalt werden musste. Während die Scooby Doo-Charaktere am vorstellbarsten waren, sind es die Family Guy-Figuren, die am ehesten nahe am Original wirken. Quagmire ist immer noch ekelhaft, aber der Porno schafft es sogar beinahe den Humor der Serie beizubehalten. So erwachsen Stewie und Brian im Original übrigens auch wirken mögen, hier sind sie glücklicherweise völlig ausgespart. Stewies Amoklaufphantasien würden auch weniger in einen Porno passen, und der Satz „Stewie, put that gun away“ bleibt uns im neuen Kontext erspart.
Ich schätze, dass sich nun niemand mehr wundert, warum der Film Conny lernt reiten sich so vom Buch unterscheidet. Wenn sich nun sämtliche Popkultur in euren Köpfen langsam in heiße kleine Szenen verwandelt: nichts zu danken. Wenn ihr keine Trickfigur mehr sehen könnt, ohne euch die Genitalien vorzustellen: Ich hatte euch gewarnt.
Cordula Simon, Schriftstellerin, geb. 1986 in Graz, studierte deutsche und russische Philologie in Graz und Odessa. Koordinatorin der Jugend-Literatur-Werkstatt Graz und Mitglied der Literaturgruppe „plattform“. Zuletzt veröffentlicht: „Ostrov Mogila. Roman“ (Picus, 2013).