Nun leben wir in einer Welt, in der Raubvögel in den Niederlanden darauf abgerichtet werden, unerwünschte Flugobjekte zu jagen und zum Absturz zu bringen. Riesenhafte Adler mit gelben Schnäbeln holen Drohnen aus der Luft, pflücken Quadrocopter vom Himmel, stürzen sich auf kleine unbemannte Luftfahrzeuge und zerren sie gejagten Tieren gleich auf die Erde. Zu Boden gebracht breiten sie die Flügel um ihre Beute aus, einen Käfig aus Gefieder, die blinkenden Geräte an den Propellern niederhaltend, den weißen Kopf hoch erhoben. Bei der Dressur lehrt man die Vögel, anders als bei der Beizjagd, bei welcher Haar- und Federwild erlegt wird, eine Abneigung gegen fliegende Maschinen, einen Hass auf ferngesteuerte Flugobjekte und eine Wut auf alle unbelebten Dinge in den Lüften.
Da komm’ ich nicht umhin, mir eine Welt zu wünschen, in der Drachen behände wie nachdenklich Kampfjets vom Firmament zupfen, Helikopter aus den Wolkendecken lösen, Bomben und Kriegsgerät vom Horizont ernten. In der Möwen und Elstern mit gestohlenen Revolvern und Faustfeuerwaffen davonfliegen. Und Flugsaurier als Ultima Ratio den Nahostkonflikt lösen.
Valerie Fritsch, Schriftstellerin, geb. 1989 in Graz. Studium an der Akademie für angewandte Photographie, Mitglied der Grazer Literaturgruppe „plattform“. Zuletzt erschien der Roman „Winters Garten“ (Suhrkamp, 2015).