50 Years after – ein magischer Grazer Nachmittag 2016, mit gewünschten Ähnlichkeiten zu einem Grazer Nachmittag vor rund 50 Jahren.
Birgit: Magst auch dampfen?
Charlie: Wo ist mein Dampfer?
Birgit: Schau her, wie ist die Frisur.
Charlie: Ja. ja …
Birgit: Die andere besser?
Charlie: Viel besser.
Birgit frisiert sich, steigt dabei über ziemlich viel technisches Zeug. Ipads, einem Laptop, irgendwo in der Ecke lungert noch ein großer PC. Sie stolpert über ein Computerkabel.
Charlie: Kannst nicht aufpassen?
Birgit: Kannst du vielleicht einmal wegräumen?
Charlie: Oide bist angrennt? … Wie spät ist es?
Birgit: Schaust auf dein Handy?
Charlie: Halb drei.
Birgit: Wir können ja heute Abend nix machen.
Charlie: Gar nix.
Birgit: Keine Kohle?
Schaut auf seinem Konto am Handy nach.
Charlie: Nix. Glaubst, kriegst du von deiner Mutter ein Geld?
Birgit: Eventuell 20 Euro, wenn’s viel ist.
Charlie: Noch immer. Da kommen wir net weit. Da Herbert ist mir noch 200 schuldig. Aber der ist in Wien.
Charly schnappt sein Handy und schaut auf Herberts Facebook Seite.
Charlie: Da, schau, in Wien. Ich schreib ihm jetzt was aufm Messenger. Hallo Herbert, du alter Suffkopf, wann kommst du wieder nach Graz?
Birgit: Fragst ihn nicht wegen dem Geld?
Charlie: Nein.
Birgit: Warum nicht?
Charlie: Weil ich zurückhaltender bis als du.
Birgit: Und?
Charlie: Er hat’s schon gelesen, aber er schreibt nix zurück.
Birgit: Und sonst?
Charlie: Pfff.
Birgit: Stadtpark? Da sind eh immer Leute, da gibt’s sicher was zu trinken. Und nicht nur das.
Charlie: Geh na. Das schärt mich heute net. Außerdem war gestern am Abend eine Razzia. Da Sigi war unterwegs, hä, hä.
Birgit: Schloßberg?
Charlie: Viel zu heiß. Netflix.
Birgit: Haben wir schon alles angeschaut.
Charlie: Drauf gschissen, es kostet nix. Im Rechbauer sind wir auch alles durch.
Birgit: „Ziemlich beste Freunde“?
Charlie: Prädikat wertvoll…
Birgit: Ich hab heute aber Lust auf einen Kunstfilm.
Charlie: Vielleicht Django Unchained?
Birgit: Den Brutalo kannst alleine anschauen.
Charlie: Wo ist mein Dampfer. Seit ich nicht mehr rauche, bin ich ganz deppert!
Birgit: Kannst ja meinen nehmen.
Charlie: Nein, der schmeckt nach Kirschen. Ich will ja kein Zuckerl.
Birgit: Die meisten sagen, dass die Geschmacksnote Tabak ganz grausig ist.
Charlie: Ist doch mir wurscht, was die Meisten sagen.
Birgit: Du bist wirklich unmöglich, wenn du kein Nikotin hast.
Charlie: Drauf gschissen.
Lässt sich auf das Bett fallen. Schaut sich durch das Handy.
Charlie: Mir fallt nix ein.
Birgit: Jetzt hast 3000 Facebook-Freunde und dir fallt nix ein?
Charlie: Hab ich eh reingeschrieben, wer hat Bock, heute was zu tun. Der Hansi geantwortet: „Wenn du zahlst?“ Dafür bekommt er zehn Likes.
Birgit: Magst die neue Deichkind hören?
Charlie: Hast du die?
Birgit: Ja, ich habe einen Download gemacht.
Charlie: Du musst ja Geld haben … also spiel vor.
Birgit macht die Musik an.
Charlie: Der Beat ist schon unglaublich. Leider geil!
Beide gehen nun mit ihren Handys durch das Zimmer und schreiben Nachrichten. In der Zimmermitte umarmen sie sich – mehr routiniert – und beginnen nun langsam, gegen den wilden Rhythmus, zu tanzen. Sie lachen sich hämisch an, Charlie zeigt ihr die Zunge, will sie küssen, sie boxt ihm in den Bauch, sie tanzen weiter, schauen sich aus halb geöffneten Augen an. Äußerlich freundlich, aber der Hass ist schon vorhanden. Charlie greift sie an, sie ihn auch, sie kratzt ihn auf der Hand, er schlägt ihr locker, aber bösartig ins Gesicht. Er gibt ihr einen lockeren Arschtritt und sie schlägt ihm das Handy aus der Hand.
Charlie: Mein Handy ist hin, das hat einen Sprung am Display! Du Arsch, du Sau, du Scheiß-Fut, schleich di! Jetzt schleich di aber endgültig!
Birgit legt sich ins Bett und heult ein wenig. Charly holt unter der Matratze Marlboro hervor und zündet sie mit zittrigen Händen an.
Birgit: Ich hab glaubt, du rauchst nicht mehr.
Charlie: Jetzt halt endlich dein blöden Mund! Du hast mein Handy ruiniert!
Birgit: Geh bitte, das Display repariert dir jeder Handy Türke. Gib her einmal.
Charlie: Nix. Lass deine dreckigen Finger von meine Sachen!
Birgit erhebt sich vom Bett und beginnt sich anzuziehen.
Birgit: Wo ist denn eigentlich mein Akku?
Charlie: Das heißt Akkukabel, Depperte!
Birgit: Ja du weißt schon was ich mein, blödes Arschloch! Sag mir lieber, wo mein Akkukabel ist! Ohne einen Kontakt nach außen ist das ja lebensgefährlich von dir!
Charlie: Ich weiß net, wost es hingschmissen hast.
Sie finden das Akkukabel.
Charlie: Sei net deppert …
Er hält sie.
Birgit: Verpiss dich, Mann!
Charlie: Okay, okay, chill ein bisserl Alles easy.