Diedrich Diederichsen: Legitimität und Illegalität – Avantgarde und Menschenopfer

in Dossier: Wolfgang Bauer

Diedrich Diederichsen analysiert in seinem 1994 erstmals erschienenen Beitrag Legitimität und Illegalität – Avantgarde und Menschenopfer die Funktionsmechanismen der Künstlergruppe, die als Konstrukt einer prekären Verbindung von individualanarchistisch-elitärem Einzelanspruch und sozialen Durchsetzungsregeln auf Opferfiguren angewiesen ist, die die Wertsetzungen innerhalb der (opinion leaders einer) Gruppe durch die Exklusion beglaubigen. In Bauers Change ist für Diederichsen Ferys selbststabilisierende Beherrschungsabsicht durch Manipulation deswegen zum Scheitern verurteilt, weil sich Blasi als „post-bohemistischer Typ, zwischen Cretin, Karrierist und Rebell“ gegenüber dem Elitismus durchsetzen muss: ein (leider kaum adäquat rezipierter) Ansatz, der – jenseits der früheren und späteren häufig moralistischen oder billig sozialkritischen Interpretationsansätze – Bauers Abgesang auf die Selbststilisierung der „avantgardistischen“ Boheme in sozialen und mentalitätsgeschichtlichen Strukturbedingungen verortet, die individuelle Intentionen prägen, überformen oder zum Scheitern bringen.