ONLINE: Glitches, Bots und Strahlenkatzen. Gegenwart bei Clemens J. Setz III

Fr 16.04.2021 / 9 Uhr
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Das Internationale Symposium des Franz-Nabl-Instituts der Karl-Franzens-Universität Graz findet online statt!
Folgende Livestreams sind am Veranstaltungstag abrufbar:
>LIVESTREAM 9 Uhr
>LIVESTREAM 11 Uhr

Es ist erstaunlich, in welche Ecken es Clemens J. Setz in seinem Schreiben bisher getrieben hat. Graz, die Heimatstadt des Autors, schwingt sich hier noch einmal zu einer heimlichen Hauptstadt der deutschsprachigen Literatur auf. Dabei kann es in diesen Texten ganz schön unheimlich werden: Seltsame Menschen mit seltsamen Neigungen treten auf, seltsame Dinge geschehen. Unklar bleibt, ob wir uns in dem, was uns der Autor so eindringlich vor Augen stellt, noch in der Gegenwart oder bereits in einer Zukunft befinden, die sich so keiner gewünscht hat. Mit Clemens J. Setz sind wir stets mittendrin. In einer Welt, die uns ungeheuerlich, absurd, unanständig und grausam erscheinen mag, die aber mit Sicherheit eines ist: von uns.

9 Uhr
Vorträge und Diskussion:

Riccardo Schöfberger (Graz): Seltsame Helden, einsame Geheimagenten: Männerfiguren in ausgewählten Werken Clemens J. Setz’.
Merkwürdige Männergestalten bevölkern die Pflegeheime, Vorstadtwohnungen und Nebenstraßen in Clemens J. Setz’ Romanen und Erzählungen. Wir begegnen misogynen Stalkern, trostlosen Sadisten und zärtlich-ekelerregenden jungen Männern, die von ihren Therapeutinnen und Partnerinnen pfleglich behandelt werden wollen. Als „traurige Geheimagenten, deren Auftraggeberland nicht mehr existiert“ lösen sie, hinterlassenen Konstrukten nicht unähnlich, eine seltsame Faszination aus. In diesem Vortrag wird versucht, ihre Motive zu rekonstruieren.

David J. Wimmer (Graz): „Claritas, Veritas, Weirdness“. Zum Seltsamen in Clemens J. Setz’ Kurzprosa.
Der Vortrag versucht der Seltsamkeit, der Weirdness von Clemens J. Setz’ Literatur am Beispiel seiner Kurzprosa auf den Grund zu gehen und setzt dabei bei potentiellen Einflüssen aus der amerikanischen Science und Weird Fiction und deren Kurzprosa an: bei H. P. Lovecraft, Philip K. Dick, Edward Gorey oder Stephen King. In einer Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Theorien des Seltsamen und gegenwärtigen (pop-)kulturellen Erscheinungen des Weirden soll die Seltsamkeit als grundlegende ästhetische Kategorie in Setz’ Werk näher beleuchtet werden.

11 Uhr
Vorträge und Diskussion:

Christian Dinger (Frankfurt/Main): Dichter – Archivar – Nerd. Zu Autorschaft und Autofiktion im Werk von Clemens J. Setz.
Die solitäre Position, die Clemens J. Setz auf dem Feld der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur einnimmt, hat nicht zuletzt mit der Art und Weise zu tun, mit der literarische Autorschaft in seinen Texten verhandelt wird. Anhand der Leitbegriffe „Dichter“, „Archivar“ und „Nerd“ wird in diesem Beitrag untersucht, welchen Einfluss verschiedene Autorschaftskonzepte auf die Setz’sche Poetik haben und welche Rolle autofiktionale Erzählweisen in diesem Zusammenhang spielen.

Richard Kämmerlings (Berlin): Inklusion und Narration. Zur Darstellung und Funktion geistiger und körperlicher Behinderung im Werk von Clemens J. Setz.
In den Büchern von Clemens J. Setz spielen Menschen mit Behinderung eine außergewöhnlich große Rolle, beispielsweise in „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“. Dabei stellen sich besondere Herausforderungen für die Schilderung kognitiver Vorgänge. Bewusstsein und Kommunikation werden auf der Figurenebene problematisiert. Es soll exemplarisch untersucht werden, welche Konsequenzen sich daraus für den Begriff von Normalität und für das Verstehen überhaupt ergeben.