Dragan Velikić liest aus Jeder muss doch irgendwo sein.
Filip David liest aus Das Haus des Erinnerns und des Vergessens.
Einleitung: Agnes Altziebler.
Gespräch: Renate Hansen-Kokoruš, Johannes Eigner.
Lesung auf Dt.: Rudi Widerhofer, Dolmetsch: Arno Wonisch.
Dragan Velikićs neuer Roman ist eine Hommage an seine Mutter, an ein Land, eine Zeit und Menschen, die es nicht mehr gibt. Als die Mutter, gezeichnet von Demenz, stirbt, tritt der Sohn ihre Erbschaft als Archivar der Erinnerung an. Erinnern, das ist bei Dragan Velikić immer an Orte geknüpft, die die Landkarte eines Lebens ergeben. Jeder muss doch irgendwo sein. Er ist wieder der Junge, frisch von Belgrad nach Pula gezogen, erkundet die duftenden Innenhöfe, trifft den alten Uhrmacher Maleša, der einst Titos Uhren repariert hat und alle Geschichten kennt. Velikić schlägt mühelos den Bogen über Jahrzehnte und erzeugt dabei im Detail intensive Bilder.
In Serbien ist dieses persönlichste Buch des Autors der erfolgreichste literarische Roman seit vielen Jahren.
Jeder möchte einmal jemand anderer sein – aber was, wenn er dazu die Gelegenheit erhält?
Albert Weis, Protagonist in Filip Davids Roman, hatte schon in der Kindheit die Gelegenheit, seine Identität zu wechseln, 1942, als ihn Volksdeutsche an Sohnesstatt aufnehmen wollen, um ihren verschwundenen Sohn zu ersetzen. Auf diese Weise entkommt er dem sicheren Tod. Albert entschließt sich damals dennoch, seine Identität zu bewahren, und läuft weg. Viele Jahre später stößt er in New York auf ein „Haus des Erinnerns und des Vergessens“, das einen unendlichen Schmerz in ihm auslöst.
Dragan Velikić: Jeder muss doch irgendwo sein (Hanser Berlin 2016).
Filip David: Das Haus des Erinnerns und des Vergessens (Wieser 2016).
In Kooperation mit dem Institut für Slawistik