Moderation: Klaus Kastberger.
Teil 1 von Nava Ebrahimis Grazer Vorlesungen:
Einen Text über einen Text zu schreiben, der noch nicht geschrieben ist? Für die Programmankündigung? Beinah unmöglich oder zumindest so heikel wie ein Blindflug. Denn erst durch das Schreiben des Textes selbst kann man heraufbeschwören, was in der Tiefe des Bewusstseins lange gärte. Es sind vor allem noch nie gezogene Verbindungen, die dort in aller Ruhe und Lichtlosigkeit über Jahre hinweg unbemerkt entstanden sind. Und zu einem bestimmten Zeitpunkt als neue Erzählung an die Oberfläche dringen. Verbinden können sich etwa: Die Mimik eines Menschen, den man vor 23 Jahren auf einer Party traf, eine Anekdote, die einem einmal jemand bei einer Mitfahrgelegenheit erzählte, die Erinnerung an den Poesiealbum-Spruch der Grundschullehrerin, die Neurose der Nachbarin, die man im Treppenhaus immer zurückgehen sieht, das eigene Unbehagen Buffets betreffend – sowieso viel Eigenes! Bedürftigkeiten, körperliche Erfahrungen, Kochrezepte, Reiserouten, Schuhpflegerituale. Das klingt fast beliebig, ist es aber nicht, wie Nava Ebrahimi im ersten Teil der Grazer Vorlesung zur Kunst des Schreibens darlegen wird.
In Kooperation mit Institut für Germanistik und Literaturverlag Droschl.