Gegenwärtigkeit (II)

Fr 29.04.2022 / 9 Uhr
Kategorie:

Anlässe des Schreibens in der österreichischen Literatur seit 2020, Teil 2.
Symposium des Franz-Nabl-Instituts für Literaturforschung der Universität Graz im Literaturhaus Graz.

9 Uhr
Vorträge und Diskussion
Robert Vellusig: Zeitlochfantasien. Heinrich Steinfests „Amsterdamer Novelle“.
Dystopische Zukunftsszenarien gehören zum selbstverständlichen Spielraum der Gegenwartsliteratur und des Blockbuster-Kinos. Sie besitzen die Aura einer Prophetie, die ein düsteres Licht auf unsere Gegenwart wirft, und zehren vom Wunsch, die Zukunft zu kennen, um sich im Handeln zu orientieren. Dieser Wunsch liegt nicht nur der Tragödie des Ödipus zugrunde, sondern auch der Fantasie, in die Vergangenheit zu reisen, um den Lauf der Welt in andere Bahnen zu lenken. Heinrich Steinfests Amsterdamer Novelle kehrt dieses Spiel um: Sie erzählt eine Geschichte, in der es nicht darum geht, den Lauf der Dinge zu ändern, sondern die Ordnung der Zeit zu bewahren, indem man zur rechten Zeit am rechten Ort ist.

Stefan Maurer: Keine Dystopie, nicht jetzt – nicht schon wieder. Vom dystopischen Ton der Gegenwartsliteratur.
Obwohl die pandemischen Ereignisse – wie eine Flut an Publikationen beweist – relativ schnell literarisiert werden (Corona-Blogs, Videos, Tagebücher) und die aktuellen gesellschaftlichen Fieberkurven quasi synchron kommentieren, sind in den letzten zwei Jahren auch Texte erschienen, die klassische dystopische Topoi verhandeln, wie z.B. der mit dem österreichischen Buchpreis 2021 ausgezeichnete Roman Dave von Raphaela Edelbauer, Christoph Ransmayrs Der Fallmeister oder Jana Volkmanns Auwald. Anhand dieser Texte, die vor anderen, latenten Katastrophen warnen, soll die „Ästhetik der Krise“ (G. Seeßlen) herausgearbeitet werden.

11 Uhr
Vorträge und Diskussion
Stefan Alker-Windbichler: „Ihr verhindert meine Entfaltung!“ Jugendliche Perspektiven und Hoffnungen auf die Gegenwart bei Barbi Marković und Angela Lehner.
Wie werden die Jugendjahre von Autorinnen zur Erzählressource, wie wird der Handlungszeitraum von Romanen um die Jahrtausendwende zur Ressource für die Erklärung der Gegenwart? Barbi Markovićʼ Die verschissene Zeit und Angela Lehners 2001 haben mehr gemeinsam als die Zeit der Handlung vor 20 Jahren und weibliche Hauptfiguren im Teenageralter. Sie verstricken ihre Protagonistinnen in eine besondere Mischung aus Spiel und Ernst, in Geschlechter- und Gesellschaftsbilder des letzten Jahrhunderts, patriarchale Hürden und zweifelhafte Hoffnungen auf eine Zukunft, die unsere Gegenwart ist.

Barbara Reiter: Augenbrauen. Über die Wiedergeburt der Schlagfertigkeit aus dem Geist von Online-Kommentaren.
Was geschieht mit Texten, die in sozialen Medien erscheinen oder entstehen? Viele sind für ihr eigenes Verschwinden konzipiert und werden nicht archiviert, sondern nach dem Lesen vielleicht gelöscht, wahrscheinlich vergessen. Mein Text befasst sich mit einem solchen Kommentar auf einen Kommentar, den ich letztes Jahr auf der Facebookseite von Valerie Fritsch entdeckt habe. Ich gehe der Frage nach, welche Art von Gedanken sich in den sozialen Medien abbilden und überlege, ob dies eher Bilder als Texte sind.

EINTRITT FREI!

Aktuell gibt es bei unseren Veranstaltungen keine Corona-Beschränkungen mehr, wir empfehlen weiterhin das Tragen einer FFP2-Maske.
Kartenreservierung nur online über unsere Homepage bis spätestens 16.00 Uhr des Veranstaltungstages. Bitte nennen Sie beim Reservieren der einzelnen Karte jeweils den Namen der Person. Reservierungen verfallen, wenn die Karten nicht spätestens 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn an der Abendkassa abgeholt werden. Restkarten in der Reihenfolge des Eintreffens an der Abendkassa.

Raum: Saal
Tickets: verfügbar