Grazer Vorlesungen zur Kunst des Schreibens (I)
Moderation: Anne-Kathrin Reulecke.
Lyrik und Lyrics, Lieder und Leiden.
Schläft ein Lied in allen Dingen“, heißt es bei Eichendorff. So einfach kann das Songschreiben sein, wenn die Lieder in der Luft liegen und es nur zugreifen heißt. Und dann kann es doch wieder ganz schwer sein. Denn ist nicht alles schon – in sämtlichen Formen – gesagt worden?
Wer nichts erfinden kann, muss alles bei sich selbst suchen: in der Kindheit und der Biographie, der muss aus alltäglichen Erlebnissen kleine Gedichte oder Lieder machen – und aus den eigenen kleinen Leiden Verse zimmern und Melodien suchen.
Für den größten Kreativitätschub sorgt seit jeher das Liebesleid. Und dann gibt da ja noch das Leiden an der eigenen Dummheit und der Dummheit der anderen, das Gesellschaftsleid, das Leiden an den Verhältnissen …
Teil 1: Wie entsteht ein Popsong?
Beim Songschreiben steht am Anfang, vielleicht mehr als bei anderen Textsorten, die simple Nachahmung: Kirchenlieder, Schlager, Folksong, Popmusik – die musikalische Sozialisation vermittelt erste Strukturen für das Liederschreiben. Schreiben wir deshalb vielleicht immer nur den einen Song in hundert Variationen? Gute thematische Ideenlieferanten sind da der Liebeskummer, das Elend der Heterosexualität, aber auch das Ergründen-Wollen der Unmöglichkeit des Zweierglücks. Kleine und große Erlebnisse werden mit den Vertrauten nachbesprochen, das kann schon den einen Urtext ergeben– und dann ist es nicht mehr weit vom Bonmot zum Refrain. Wie so etwas geht, wird am Beispiel der Songs „Ich glaub ich hab ein Faible für Idioten“ und „Ich muss immer an dich denken“ aufgezeigt. Und im Anschluss gibt es ein kleines (Literatur-Haus)Konzert, an der Gitarre Martin Gupper.
In Kooperation mit Institut für Germanistik der Universität Graz und Droschl Verlag.
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