Hertha Pauli: „Jugend nachher“

Mo 10.12.2018 / 19 Uhr
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Vortrag: Kurt Bartsch,
Lesung: Sabine Scholl,
im Anschluss Gespräch mit Klaus Kastberger.

Hertha Paulis Roman Jugend nachher (Zsolnay 1959) gehört zu jenen frühen Texten der österreichischen Literatur nach 1945, die gegen das Verschweigen der NS-Verbrechen in der Nachkriegsgesellschaft anschreiben. Die jugendliche Ich-Erzählerin, deren Eltern von den Nazi ermordet wurden und die selbst nur knapp dem Holocaust entronnen ist, kann ihren Ort in der Gesellschaft nicht finden. Sie gerät in den Umkreis einer jugendlichen Verbrecherbande, in der Gewalt regiert. Lange Zeit verschweigt sie im nach wie vor antisemitisch geprägten Umfeld ihre halbjüdische Herkunft, durchbricht jedoch vor Gericht ihr Verschweigen. Der gesamte Roman lässt sich als Geständnis lesen, als Widerspruch gegen das Schweigen. (Kurt Bartsch)

Hertha Pauli, geboren 1906 in Wien, gestorben 1973 Long Island/New York. Tochter der Journalistin und Frauenrechtlerin Berta »Maria« Schütz (1878–1927) und des Arztes und Universitätsprofessors für Kolloidchemie, Wolfgang Joseph Pauli (1869–1955), der aus einer jüdischen Prager Verleger-Familie stammte. Ihr Bruder war der Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Pauli. Sie war Schauspielerin, antifaschistische Aktivistin, Autorin und Journalistin, 1927–33 in Berlin bei Max Reinhardt; u. a. mit Walter Mehring und Ödön von Horváth befreundet. 1933 bis 1938 in Wien Herausgeberin im Rahmen der Österreichischen Korrespondenz, veröffentlichte biografische Romane (Toni, ein Frauenleben für Ferdinand Raimund, 1936; Nur eine Frau. Bertha von Suttner, 1937). 1938 Emigration nach Frankreich; über Marseille, die Pyrenäen und Lissabon gelangte sie 1940 in die USA, wo sie vor allem als Jugendbuchautorin bekannt wurde.

In Kooperation mit Alte Schmiede Wien und Stifterhaus Linz.

Preis: € 6,00
Preis ermäßigt: € 4,00
Raum: Saal
Tickets: verfügbar