DIE FREIHEIT IST MÖGLICH
Über Verantwortung, Lebenssinn und Glück in unserer Zeit
Das Rad dreht sich immer schneller, alles ist in ständiger Bewegung, nichts darf ruhen, es herrschen Geschwindigkeit und Flüchtigkeit. Von der Glücksverheißung, die einem als Trost angeboten wird, bleibt oft nicht viel mehr als ein vages Unbehagen übrig. Die Aufklärung – das westliche Projekt, vernünftige und (selbst)verantwortliche Individualität durch Bildung, Erziehung und Kultur zu ermöglichen – scheint ihre Grenzen erreicht zu haben. Oder war es nie mehr als nur ein Versprechen? Wer kann hier Abhilfe leisten, nachdem die großen sozialen und ökonomischen Utopien, Kommunismus und Kapitalismus, sich angesichts ihrer Exzesse gründlich blamiert haben? Ich widme meinen Vortrag der 32-jährigen Heather Heyer, die in Charlottesville, Virginia starb, als sie sich dem rechtsradikalen Mob in den Weg stellte. Sie sagte: „Wenn du nicht empört bist, schaust du nicht genau hin.“ (Catalin Florescu)
Die Frühlings- und Herbstvorlesungen der Akademie Graz antworten auf eine Gegenwartstendenz, die immer ungemütlicher wird. Dem Fortschritt der Moderne wohnt eine Verschleißunruhe inne. Die Vergangenheit wird zunehmend entwertet, die Zukunft ihrer Substanz beraubt. Wer gegen diesen Strom schwimmen will, ermüdet rasch.
Die Gegenwartsanalysen namhafter Vortragender wie Peter Bieri, Ilija Trojanow, Anna Kim oder Philipp Blom sind vom Prinzip Anachronie getragen, also von der Idee, dass engagierte Zeitgenossenschaft mit dem Mut zur Vorsicht ebenso wie der Leidenschaft für das Unzeitgemäße verknüpft werden sollte. Die Essays der Vorlesungen werden im Residenz Verlag in einer eigenen Reihe publiziert.
Bisher zu Gast waren Dimitré Dinev, Thomas Macho, Anneliese Rohrer, Peter Bieri, Peter Strasser, Helwig Brunner, Kathrin Passig und Franz Schuh, Anna Mitgutsch, Ilija Trojanow, Martin Pollack, Anna Kim, Najem Wali, Olga Flor, Klaus Theweleit, Elisabeth Beck-Gernsheim, Wolfgang Ullrich und Philipp Blom.
In Kooperation mit Akademie Graz und Residenz Verlag